„Niedersachsen ist das „Land der Juleica“ – in keinem anderen Bundesland gibt es so viele gut quali­fi­zierte Jugendleiter-innen wie in Niedersachsen. Doch zurzeit traut jedes andere Bundesland Juleica-Inhaber-inne‑n mehr Verantwortungsbewusstsein zu als die Niedersächsische Landesregierung“ so Claudia Nickel, Vorstandssprecherin des Landesjugendring Niedersachsen e.V. (LJR). Sie zeigt sich verärgert von der Ankündigung des Krisenstabs, dass auch zukünftig Gruppenstunden und andere Angebote der Jugendarbeit nur möglich sein sollen, wenn pädago­gische Fachkräfte diese beaufsichtigen.

In Niedersachsen gibt es etwa 25.000 Ehrenamtliche in der Jugendarbeit mit einer gültigen Juleica. Diesen amtlichen Ausweis bekommen die Engagierten nach einer mindestens 50stündigen Ausbildung und nur dann, wenn die öffent­lichen und freien Träger der Jugendarbeit sie für verant­wor­tungs­be­wusst und kompetent halten, eigen­ständig Angebote der Jugendarbeit betreuen zu können. Sie sind mindestens 16 Jahre als – über 60% der Juleica-Inhaber-innen sind volljährig. Dem hingegen finan­ziert das Land zz. nur etwa 50 haupt­amt­liche Fachkräfte bei den Jugendverbänden.

Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie haben die Juleica-Inhaber-innen eigen­ständig Gruppenstunden geleitet, Ferienfreizeiten geteamt, Jugendräume betreut und Veranstaltungen organi­siert. Sie tragen damit ganz wesentlich dazu bei, dass es in ganz Niedersachsen ein breites, nicht kommer­zi­elles Freizeit- und Bildungsangebot für junge Menschen gibt.

„Gerade ein solches Freizeitangebot ist jetzt besonders wichtig“ so Nickel weiter „Kinder und Jugendliche sind von den Pandemie-Beschränkungen stärker betroffen als Erwachsene. Sie können sich nicht in der Kneipe treffen und haben oftmals keine Gelegenheit, Freund-inn-e‑n zu treffen. Sie leiden unter der aktuellen Situation.“ Umso wichtiger sei es, dass die Träger der Jugendarbeit jetzt in die Lage versetzt werden, wieder Angebote machen zu dürften, denn auch für die Ehrenamtlichen sei es wichtig, dass das Engagement- und Lernfeld Jugendarbeit wieder hochge­fahren werden könne.

Besonders im Blick hat Nickel dabei auch die nahenden Sommerferien: „Selbst wenn es dann nicht möglich sein sollte, Freizeiten mit Übernachtung anzubieten, so können die Jugendverbände den Kindern und Jugendlichen an deren Wohnorten vielfältige Angebote unter­breiten – doch diese müssen jetzt geplant und vorbe­reitet werden. Wir brauchen deshalb schnell Klarheit – und Vertrauen in die Kompetenzen unserer Ehrenamtlichen.“

Der Landesjugendring Niedersachsen e.V. hat für die Wiederaufnahme der Jugendarbeit bereits vor zwei Wochen Empfehlungen für ein Hygienekonzept erarbeitet und dieses gemeinsam mit der LAG Offene Kinder- und Jugendarbeit veröf­fent­licht. Link

Hintergrundinformationen:

Der Landesjugendring Niedersachsen e.V. ist der Zusammenschluss der 19 landesweit organi­sierten nieder­säch­si­schen Jugendverbände. Er vertritt die Interessen von ca. 80 einzelnen Jugendverbänden und etwa 200 kommu­nalen Jugendringen sowie die Interessen der jungen Menschen in Niedersachsen. Ferner unter­stützt der LJR das ehren­amt­liche Engagement von 50.000 Jugendleiter-inne‑n in der Kinder- und Jugendarbeit in Niedersachsen.