Als Vertreter*innen der Kinder- und Jugend(verbands)arbeit setzen wir uns in unserem Bistum, der Gesellschaft und in der Kirche für die Weitergabe von christlichen Werten, sowie für Partizipation, Gleichberechtigung, Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit ein. Unser Anliegen ist es, junge Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und dazu zu befähigen, für ihren Glauben einzustehen, sowie ihr Leben auf Basis christlicher Werte selbstständig zu gestalten.
Dies tun wir durch unsere ehrenamtliche Arbeit, die zum Großteil durch außerschulische Bildungsmaßnahmen geprägt ist.
Daher waren wir überrascht und irritiert, als wir am 11.11.2020 durch die Pressemitteilung des Bistums darüber in Kenntnis gesetzt wurden, dass unser Bistum einen neuen Weg der außerschulischen Bildung beschreiten möchte.
Wir begrüßen die Offenheit des Bistums sich neuen Herausforderungen, insbesondere im digitalen Bereich, zu stellen. Allerdings können wir die damit einhergehenden Maßnahmen und den Entscheidungsprozess, der zu diesen geführt hat, nicht nachvollziehen.
Die Bildungseinrichtungen in Germershausen, Goslar und Helmstedt in einem Flächenbistum wie Hildesheim zu schließen, bevor mit den verschiedenen Akteur*innen ein neues Konzept erarbeitet wurde, halten wir für den falschen Weg. Denn damit werden auch echte Orte der Begegnungen geschlossen, an denen auch junge Menschen sich versammeln, zum Glauben finden und ihren Glauben teilen können.
Wir fragen uns: welche Räume gibt es für junge Menschen, aber auch für andere Menschen, die dort einen Glaubensort gefunden haben, stattdessen? Was sind die Alternativen und werden sie gefördert oder müssen wir uns, wie so oft, einen neuen Raum mit deprimierendem Energieaufwand erkämpfen?
Der Wohldenberg als verbleibende Einrichtung wird das Buchungsvolumen der geschlossenen Häuser kaum auffangen können, wie der Hausleiter Holger Brox bereits in seiner Stellungnahme klargestellt hat.
Wir bedauern insbesondere die Vorgehensweise der Bistumsleitung, die zu diesem Entschluss geführt hat und die Art der Kommunikation. Bei solchen weitreichenden Konsequenzen erwarten wir die vorherige Einbeziehung und Beteiligung der Betroffenen, Laiengremien und weiteren Gläubigen des Bistums und nicht kommentarlos vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Wie Bischof Heiner noch am Anfang des Jahres die Frage gestellt hat “Was leitet uns und welcher Stern geht uns auf?” fragen auch wir uns, was hat die Bistumsleitung zu diesem Vorgehen bewogen und welcher Eingebung sind sie gefolgt, die Betroffenen, sowie weitere Gläubige des Bistums nicht in den Entscheidungsprozess einzubeziehen?
Mit unserem Projekt #meinbistum2025 haben wir darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig jungen Menschen Mitspracherecht und Partizipation ist. Bedauerlicherweise müssen wir aber feststellen, dass die Entscheidung, den Wohldenberg als Zentrum für Jugendpastoral weiterzuentwickeln gänzlich ohne die Mitsprache der Jugend oder Jugendverbände getroffen wurde.
Das Vorgehen der Bistumsleitung hat nur zur Folge, dass die Distanz zwischen Gläubigen zum Bistum und deren Unzufriedenheit wächst. Wann versteht die Bistumsleitung endlich, dass echte Partizipation der Schlüssel zur Zukunft ist?
Um unser Bistum jugendgerecht und zukunftsfähig auf eine solide Basis zu stellen, können wir nur immer wieder betonen, dass es die Bereitschaft und Möglichkeiten zur Mitbestimmung und Investitionen braucht, statt Bevormundungen und Schließungen ohne echten Beteiligungsprozess und die Überlegung von Alternativen. Wir vermissen den Geist des synodalen Weges, der auf den Austausch auf Augenhöhe und einen gemeinsamen Prozess zwischen Lai*innen und Priestern setzt und wir vermissen eine Kultur des Zuhörens, sowie miteinander Redens.
Da nützen auch keine Lippenbekenntnisse des Generalvikars und des Bischofs, die uns bereits im Mai diesen Jahres zugesichert haben, “[…] dass wir miteinander im Gespräch bleiben und so einen gangbaren Weg für die kath. Jugendarbeit finden, der sowohl mittelfristig wie auch langfristig die vielfältigen Programme und Initiativen, wie auch das engagierte Wirken vor Ort weiterführt bzw. neu entwickelt.”
Wie Adolph Kolping schon sagte: “Schön reden tut´s nicht, die Tat ziert den Mann!”
BDKJ Diözesanvorstand Hildesheim